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„Die Welt ist nichts anderes als ein ewiges auf und ab. Alles darin schwankt ohne Unterlass:…So vermag ich den Gegenstand meiner Feststellung nicht festzuhalten, denn auch er wankt und schwankt in natürlicher Trunkenheit einher. Deshalb nehme ich ihn jeweils so, wie er in dem Augenblick ist, da ich mich mit ihm befasse. Ich schildere nicht das Sein, ich Schilder das Unterwegssein:...“ Michel de Montaigne
Am ersten Septembersonntag im September findet immer, ja auch 2020 !, die Regata Storica, die wichtigste Regatta von Venedig und die traditionsreichste weltweit auf dem Canal Grande statt. Von diesem Bootsrennen leitet sich übrigens der Begriff Regatta (von ital. (venez.) regata: Gondelwettfahrt) ab.
Ihren Ursprung hat die Regatta im 13. Jh. als sich die Ruderer der großen Boote die Zeit mit Wettfahrten vertrieben während sie bei San Marco auf ihre Herren warteten. Mit dem Untergang der Republik Venedig 1797 wurden die Bootsrennen aufgegeben. Doch bereits 44 Jahre später wurde mit Erlaubnis der Österreichischen Regierung wieder eine Regatta auf dem Canal Grande abgehalten. Mit dem Anschluss Venedigs an das Königreich Italien wurde das Rennen mit einem Fest in Erinnerung an die ruhmreiche Geschichte der Serenissima verbunden.
Die Regata Storica teilt sich in mehrere Rennen auf, die jeweils auf ganz bestimmten Arten von Booten ausgetragen werden; Zweier, Sechster etc. Leider kam ich heute etwas zu spät, dass ich nur noch die Jungs in den bunten 2er Gondeln und nicht den „Dogen“ in den historischen Prachtgondeln bewundern und mit Rufen anfeuern konnte. Denn der eigentlichen Regatta geht ein Schiffskorso mit historischen Booten und im Stil des 15. Jh. gekleideten Besatzungen, die die Übergabe Zyperns an die Republik Venedig nachstellen, zuvor. Angeführt wird der Zug vom Bucintoro, dem vergoldeten Staatsschiff.
Ich war heute jedoch nicht nur am Canal Grande, sondern auch am Canale della Guidecca, vielmehr im Giudecca Art District, in einer Ausstellung von Brian Eno. Er begeistert mich schon seit meiner Roxy Music Groupie Jugend als Pioneer von Ambient Music. Die habe ich heute nicht wie ursprünglich von ihm angedacht in den öffentlichen Räumen eines Airports, sondern in der früheren Chiesa Santa Cosma e Damiano gehört.
Bei den Lenticular Werken von Eno, geht es ihm um die Verbindung von Sound + Vision, wie schon bereits in der gleichnamigen Single, die er gemeinsam mit David Bowie, in den 80ern produzierte.
…Don’t you wonder sometimes
‚Bout sound and vision? Blue, blue, electric blue
That’s the color of my room
Where I will live
Blue, blue Pale blinds drawn all day
Nothing to do, nothing to say
Blue, blue I will sit right down, waiting for the gift of sound and vision
And I will sing, waiting for the gift of sound and vision
Drifting into my solitude, over my head. Don’t you wonder sometimes
‚Bout sound and vision?
In meinen Augen werden die Bilder zu liquid elements, die ständige, langsame Veränderung in den Lichtboxen lässt mich in eine wässrige Atmosphäre eintauchen in der alles verschwimmt, die Zeit sich erweitert und sich mein Blick meditativ nach innen richtet: Into the Deep Blue.
Ambient mit seinen sphärischen, langgezogenen Klängen, hat den Anspruch, sowohl für unterwegsseiende Durchreisende als auch für Wartende angenehm und interessant zu sein, selbst wenn die Wartezeit so lange ist, dass all die Soundscapes mit den aufgelösten Akkorden mehrere Male hintereinander gespielt werden…So ein bißchen wie das Plätschern des Wassers und das Klappern der Wanten vor meinem Fenster; auf und ab; im ewigen Rhythmus der „blauen“ Lagune…Hätte es im 13. Jh hier schon diese Musik gegeben, wäre die Regatta vielleicht gar nicht erfunden worden…
Immer wieder eine Inspiration und ein besonderes Vergnügen DIr zu folgen ….