55° 38′ nördliche Breite, 8° 25′ östliche Länge
Der „Ellenbogen“ (Sölring: Alemböög) auf Sylt ist der nördlichste Punkt Deutschlands. Er ragt als 330 bis 1.200 m breiter, langgestreckter Nehrungshaken mit Wanderdünen (die einzigen Deutschlands), zwei Leuchttürmen und vielen Schafen in die Nordsee. Die Halbinsel ist seit Generationen in Privatbesitz, aber gegen eine Zahlung an der Mautstelle zugänglich. Morgens ist die Mautstelle nicht besetzt, dann patrouilliert ein Ranger durch das Gelände…
So eine steife Brise wie hier ist mir seit vor zwei Jahren am Nordkap nicht mehr um die Ohren geweht. Der orkanartige Wind lässt die Fliegenden Holländer, bzw. hier eher Friesen, an Tagen wie diesen auf ihren Surfbrettern in den stürmischen Himmel abheben und über die tosenden, schwillenden Wellen gleiten. Definitiv einer der besten Kitespots an der Nordseeküste.
Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer
mein Mädel, bin dir nah!
Über turmhohe Flut vom Süden her –
Mein Mädel, ich bin da!
Mein Mädel, wenn nich Südwind wär‘,
ich nimmer wohl käm‘ zu dir!
Ach, lieber Südwind, blas‘ noch mehr!
Mein Mädel verlangt nach mir!
Hohojo! Hallohoho Jollohohoho! . . . aus der „Fliegende Holländer“ von Richard Wagner
Ich begnüge mich statt auf dem Board auf dem sandigen Boden zu bleiben und dem reißenden, fast umwerfenden, Wind Stand zu halten.
Aufmerksame Leser/innen kennen bereits meine Capomania – kein Land´s End ohne Blogbeitrag….
Die Haare zerzaust, die Gedanken befreit.
Inmitten der dritten Welle Inselleere: Heide, Dünen, Gras und dahinter irgendwo das Meer. Dessen Rauschen vermischt sich mit dem Dröhnen des Windes: Brandungssymphonie.
Nicht der klassische Oster- sondern ein Weißer Sonntag (lat.: Dominica in Albis) Spaziergang führt mich am Sonntag nach Ostern, über Goethes Beschreibung reflektierend, her. „Aus der Straßen quetschender Enge sind sie alle ans Licht gebracht.“ Ans Licht ! – oder mit seinen angeblich letzten Worten zum: „Mehr Licht !“ Licht als Symbol des Frühlings, der Auferstehung. Astronomisch, meteorologisch und spirituell. Wo ein (Land)Ende war, ist nun ein Anfang. „Sie feiern die Auferstehung des Herrn, / Denn sie sind selber auferstanden“, schreibt Goethe im Faust über die Osterspaziergänger. Einfach aufstehen, hinausgehen, egal ob es stürmt oder schneit – „Denn es gibt immer Licht, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen,…es zu sein“ Und im Norden scheint es länger.
Übermorgen, am 13. April, ist im vedischen Kalender der Neujahrstag Gudhi Padva. Er beginnt mit dem 1. Tithi (Lunartag) des Monats Chaitra, welcher meist in den März/April fällt. Schon wieder eine Chance sich von der positiven Energie eines (Jahres)anfangs unterstützen zu lassen….siehe: https://topophilia.world/nyepi-the-art-of-start/
Re-set, den (inneren) Kompass neu ausrichten, selbst magnetisch werden…Auf der Karte ist der magnetische Nordpol zwar immer noch im Nordpolarmeer, liegt aber schon lange nicht mehr an seinem ursprünglichen Ort. Der Grund hierfür liegt im Inneren der Erde versteckt, wo sich 5000 Grad heiße Materie ständig umwälzt und in Bahnen strömt, die magnetisch aufgeladen sind. Im Laufe der Erdgeschichte hat sich das Magnetfeld der Erde mehrmals umgepolt, was durch Eisenvorkommen in verschiedenen Erdschichten bewiesen werden kann.
Norden ist mehr als eine Himmelsrichtung, es ist eine Projektionsfläche – Mythos und Sehnsuchtsort. Schon die Romantiker schwärmten für seine reine Urkraft.
Nordic by nature.
Ich habe auch manchmal das Gefühl in meinen Adern fließt eher Wikingerblut. Im Norden ist die Weite am schönsten.