25°20′ nördliche Breite, 55°27′ östliche Länge
In Anbetracht dieses skyscrapers, der, wenn der Himmel über Dubai meist nicht so blau wäre, im wahrsten Sinne des Wortes die Wolken „kratzen“ könnte, habe sogar ich als landscape Liebhaberin mich ausnahmsweise für hochformatig entschieden. Anders ist der nach Scheich Khalifa bin Zayid Al Nahyan, dem Präsidenten der Arabischen Emirate, benannte Burj Khalifa nicht auf ein Photo zu bannen.
Eigentlich müsste die Headline zu dem mit 828 Metern aktuell noch höchsten Hauses der Welt, statt MORE – HIGHER IS NOT ENOUGH heissen. Sei`s drum – die Emiratis lieben Superlative, nicht nur in der Architektur. LESS ist hier definitiv nicht MORE. Ich frage mich was für ein Komplex eigentlich dahintersteckt. Ein Konkurrent um den Titel des höchsten Gebäudes der Welt sollte nur zwölf Kilometer vom Burj Khalifa entfernt entstehen: Der Nakheel Tower war mit einer Höhe von – mir wird ganz schwindlig – 1.600 Metern geplant worden. Aufgrund der weltweiten Finanzkrise wurden die Arbeiten am Tower 2009 eingestellt. Eine Ära endete – nicht nur in der größenwahnsinnigen Wüstenstadt.
Diese „geht nicht, gibt`s nicht“, „wer hat den größten…“ Attitude hat vielleicht auch etwas kindlich-spielerisches, optimistisches. Ich lasse mich für ein paar Tage mal auf die Leichtigkeit moderner 1.001 Momente ein. Freudvoll offen, statt immer kritisch intellektuell kategorisieren und Erlebnisse bereits vorab prädestinieren. Im Burj Khalifa gibt es zu dem Thema irgendwie passend zwei Goldautomaten – richtig gelesen – an denen man, wie an einem Geldautomaten, Goldbarren abholen kann.
Ich bin at the top. 555 Meter hoch (148. Etage) – schwebe ich gefühlt, gerade gelandet und noch etwas jetlaggig, über die Stadt. Wann immer ich in einer für mich neuen Stadt bin, gehe ich als erstes auf einen höheren Punkt, um mir einen topographischen Überblick zu schaffen und mich im Raum zu orientieren. So eine Birdview – ist auch sonst im Leben gelegentlich ratsam als Perspektivwechsel einzunehmen.
Von der Aussichtsplattform sehe ich auf ein Meer aus Wolkenkratzern in allen Richtungen. Schuss und Gegenschuss – Downtown ist nur eine von vielen satellitenartigen Hochhaus Ansammlungen in Dubai.
Der Burj Khalifa, dessen Grundriss inspiriert ist vom Blatt einer Wüstenrose (Hymenocallis), ist durch seine Größe markantes Zentrum von Downtown Dubai. Mit über 500.000 qm Mix-Use Nutzfläche ist er eine Vertical City. Eine Stadt über der Stadt.
Von der Aussichtsplattform gut erkennbar ist auch der Souk Al Bahar – die moderne Variante eines traditionellen nahöstlichen Marktes. In der Detailaufnahme ist der kleinteilige Grundriss, welcher an das dichte Gewimmel eines Bazars referenziert, gut zu sehen.
Auf Deutsch bedeutet der Name: Markt der Seefahrer. Er liegt zwar nicht an der See, aber am Dubai Fountains Lake und damit direkt am Wasser. Die Fountains sind die größten Wasserspiele der Welt – was sonst…
Alle 30 Minuten bewegen sich die bis zu 150 Meter hochschießenden Fontänen im Takt der Musik. Bei mir lief, wie für mich, die ich gerade aus Paris kam, choreographiert: La vie en rose. Dachte dabei nicht nur mit einer gewissen Koinzidenz Gänsehaut an Paris zurück, sondern auch an den Grundriss: Une rose du désert…
Das Pariser Wahrzeichen, der Eiffelturm, von mir pünktlich nachts um eins, wenn er einige Sekunden silbern illuminiert ist, kürzlich aufgenommen, war übrigens auch mal das höchste Bauwerk der Welt. Von seiner Erbauung 1889 anlässlich der Weltausstellung bis 1930. Über die aktuelle Expo 2020 Weltausstellung in Dubai geht’s im übernächsten Blogpost. Doch erst nochmals zurück nach Downtown – und einem anderen faszinierenden Hochhaus.
The Opus – von Zaha Hadid. Der 93 Meter hohe Glaskasten mit seiner spektakulären organisch fliessenden leeren Mitte befindet sich unweit des Burj Khalifa und spielt trotz seiner vergleichsweise geringen Höhe selbstbewusst mit im Überbietungswettbewerb der Signature Buildings.
Von innen hat er diesen meiner Meinung nach mit dem für Zaha spezifischen amorphen 360° Design auf jeden Fall gewonnen.
Tage später, werde ich aus dem Flieger einen letzten Blick von oben auf diese Cosmopolis (Menschen aus über 200 Nationen leben hier) werfen. Vielleicht ist diese futuristische Stadt inmitten der Wüste auch nur eine Fata Morgana ?
Meine Wüstenrose
Tolle Bilder und Eindrücke. Danke Nicole.