35°49′ südliche Breite, 137°16′ östliche Länge
Nur dreizehn Kilometer vor der Küste Südaustraliens, Down Down Under, liegt Kangaroo Island, von den Einheimischen KI genannt – ein echter Wildlife Hot Spot, einer der besten Orte Australiens, um Koalas, Kängurus, Robben und Seelöwen zu beobachten.
Mit Letzteren beginne ich mal meine Wildlife Doku.
Beliebter Platz für Seelöwenkolonien ist der weiße Strand von Seal Bay.
Einer von vielen einsamen Stränden und Küstenlandschaften der drittgrößten Insel Australiens, 145 Kilometer lang, zwischen 1 und 57 Kilometer breit, vor 10.000 Jahren durch den Anstieg des Meeresspiegels vom Festland getrennt. 1802 benannte ein britischer Entdecker die Insel Kangaroo Island. In Folge entstand eine kleine Gemeinschaft aus Robbenjägern. Die verwilderten Männer entführten gewaltsam Aborigine Frauen von Tasmanien und dem Festland auf ihre von türkisblauem Meer umgebene Insel.
Die Insel der Tiere, wie KI auch gelegentlich genannt wird, bietet auch Delfin Spottern beste Aussicht. Ganze Delfinschulen tummeln sich entlang der Küste. Mit ihnen zu schwimmen und zu spielen ist eines der To Do´s meiner gut gefüllten Bucket List. Doch heute wandere ich – Richtung Känguru Koppel im Baudin Conservation Park – nur an Ihnen vorbei. Ein Drittel der Insel besteht aus Naturparks.
Kingscote, heute ein unbedeutendes Kaff, ist größter Ort der Insel und die erste 1836 von Europäern gegründete Siedlung in South Australia. Nach wenigen Monaten übersiedelten die Neuankömmlinge jedoch nach Adelaide, wo mehr Land und Versorgungsmittel zur Verfügung standen. Die viktorianischen Häuser der damaligen Zeit sind wie oft in Neuseeland/Australien noch gut erhalten und bilden ganze Viertel.
Doch zurück zur Inselnatur. Die es trotz den dramatischen Buschfeuern 2020, die rund ein Drittel der Insel im Black Summer zerstörten, noch in Hülle und Fülle gibt. Genau wie die namensgebenden Kängurus. In ganz Australien gibt es 50 Millionen, doppelt soviel wie Einwohner, 400.000 davon in KI.
Doch zunächst sehe ich nach einer Stunde Wanderung entlang der Küste und durch dichten Wald kein einziges (unzählige kleine Wallabys ausgenommen). Ich bin etwas enttäuscht, aber dann öffnet sich plötzlich die Landschaft in eine flache, grasbewachsene Ebene und nach einigen Minuten Ausschau halten in Stille erscheint es.
Laufe ganz langsam immer dichter heran.
Die Bezeichnung Känguru (englisch: kangaroo) stammt übrigens, wie so vieles in Australien, aus der Sprache der Aborigines: gang-oo-roo – graues Riesenkänguru.
Und ein solches ist mir munter vor die Linse gesprungen, auch wenn es gar nicht so riesig erscheint. Kängurus sind durch ihre besonders langen Hinterbeine und den verglichen mit der Körpergröße relativ kleinen Kopf charakterisiert.
Bei langsamer Fortbewegung verwenden Kängurus alle vier Gliedmaßen und den Schwanz. Bei höherem Tempo springen sie nur mit den Hinterbeinen, der Schwanz bleibt in der Luft und dient der Balance. Auf diese Weise können sie kurzzeitig eine Geschwindigkeit von 50 km/h erreichen. Bei größeren Arten wie dem Grauen Riesenkänguru wurden schon Sprünge bis zu 13,5 Metern gemessen.
Und dann bleibt es plötzlich vor mir stehen – wir schauen uns in die Augen – sehr lange. Ich spreche mit dem Känguru, bedanke mich für seine Anwesenheit, erzähle das ich 15.000 Kilometer gereist bin um es zu sehen.
Und das war, wie ich später erfuhr, ein großes Glück, denn die hüpfenden Pflanzenfresser sind soziale Lebewesen, die sich in der Regel in der Hitze des Tages zurückziehen und erst in der Morgen- und Abenddämmerung herauskommen, um zu grasen.
Sie sind also vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv. Den Tag verbringen sie im Schatten von Bäumen, in Höhlen oder Felsspalten und in anderen Unterschlupfen.
Am Ende der Koppel steht ein alter verrosteter Mähdrescher. Auf einem Schild steht, dass er von 1843 ist und Harry Bates gehörte.
Bestimmt auch einer der verwilderten Männer die mit der Zeit ihre Häuser errichteten und sich erfolgreich als Landwirte betätigten.
Mein Wanderweg führte an der Küste entlang bis Cape Willoughby und endete an den Ruinen von Harry Bates‘ Cottage.
Eine fast schon mediterrane Idylle.
Es ist heiß, Grillen zirpen, ich habe Kängurus gesehen – ich bin glücklich!
Doch die Insel, die bei Lonely Planet nach Kroatien auf Top 2 weltweiter travel destinations steht, kann auch anders – im Winter ist es 10 Grad kalt bei oft starken Winden, deswegen haben die Kängurus hier auch ein dickeres Fell.
Wir sind ganz nah am Südpol, den Roaring Fourties / Furious Fifties.
Lonely Ppanet 2
Wandern mit Ge zeiten / Feuer – schwierig wenn auf Inseln
Kängurus waren bereits für die Aborigines wichtige Beutetiere – sie jagten sie wegen ihres Fleisches (Kängurufleisch) und verarbeiteten auch das Kängurufell. Andererseits hat die von den Aborigines betriebene Brandrodung, sei es zur Jagd oder in neuerer Zeit für einfachen Ackerbau, neuen Lebensraum geschaffen. Das Nebeneinander von abgebrannten Flächen, Flächen mit jungem Grün und dicht bewucherten Flächen bot den Tieren Nahrung und Zufluchtsmöglichkeiten.
Eines der frühesten Zeugnisse zur Sichtung von Kängurus durch Europäer sind Tagebucheinträge des britischen Seefahrers James Cook,1771 brachte Cook zwei Känguru-Felle nach Großbritannien, die nach dem Ausstopfen dem Tiermaler Stubbs als Vorlage für ein Ölgemälde dienten.
A portrait of the Kongouro from New Holland, 1772, National Maritime Museum, London
hüpfen große Distanzen – großes weites altes Land leben in Gruppen, Pflanzenfresser 50 Mio – doppelt soviel wie Einwohner.
Auch wenn meine Känguru Begegnung nicht wie in meinen Tagträumen am Strand aus Reiseprospekt stattfand, sondern auf einer weiten trockenen Koppel war es ein Herzenserlebnis mit (m)einem Kraft- oder Totemtier, welches für mich zum Inbegriff von Freiheit, Freude und Leichtigkeit wurde.
In den Mythen der Aborigines Traumzeit gibt es ein großes Känguru. Es sorgte dafür, dass die animal people das Wasser zurückhielten, als die große Flut kam. Danach spie es alle Worte aus, die die Menschen auf der Erde sprechen. Damit wurde es zum Schöpfer aller Töne, der Laute und Sprachen.
Ein Känguru und ein Emu sind auch die Wappentiere Australiens. Beide Tiere können sich nur vorwärts fortbewegen – vielleicht typisch für den Aussie Spirit?
Ich bewege mich jedenfalls gen Festland zur legendären Great Ocean Road.
Es geht voran!