50°27′ nördliche Breite, 8°65′ östliche Länge
Nach den kunstsinnigen venezianischen Verzückungsspitzen berichte ich jetzt mal ganz down to earth über meinen Besuch im Steinernen Meer des 42 ha großen Taunus Quarzitwerk Saalburg, welches schon von weitem mitten im Wald hell leuchtend an der Nordostseite des Köpperner Tals sichtbar ist.
Der Taunusquarzit ist ein marin-sedimentäres, vor ca. 400 Millionen Jahren im Meeresbecken abgelagertes sandiges Gestein des Devons. Der Ausbiss dieses südlichen Rheinischen Schiefergebirgkammes zieht sich über 200 km in nordöstlich-südwestlicher Richtung vom namensgebenden Taunus rechts des Rheins über den Hunsrück links des Rheins bis an die Mosel, wo ich gerade herkomme. Aber über diese Reise und den Schiefer als ideales Terroir demnächst mehr.
Der weiss-grünliche Taunusquarzit ist ein typisches Baumaterial der Region, welches früher in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut wurde. Der größte noch betriebene ist der Hangsteinbruch Saalburg, welcher als Familienunternehmen seit 1899 besteht und dessen Abbaurechte noch bis 2040 laufen. Von so einer sicheren Langzeitperspektive kann ich in meinem Unternehmen nur träumen…
Der tiefste Punkt dieses Taunus Canyon ist über 300 Meter und das ist, wenn man so direkt vor dieser Steinernen Wand steht, recht imposant. Auf dem Photo oben links sieht man auf der dritten Terassenstufe einen weissen Geländewagen, mit dem ich über die staubigen Wege gefahren wurde, als Maßstab. Der Quarzit von außergewöhnlicher, harter Qualität wird vor allem im Straßenbau, aber auch als Betonverbundstoff im sonstigen Bau eingesetzt.
In den Abbauschnitten werden die verschiedenen Materialen erkennbar. Die roten Ablagerungen sind durch eisenhaltige Gewässer von unten eingedrungen und heute eher ein Abfallmaterial, da keiner rote Schlieren im Beton haben möchte. Ich eigentlich schon – vor meinem inneren Auge sehe ich gerade ein Barcelona Pavilion artiges Haus mit roter Betonwand. Cool. Das Gestein enthält neben Quarzkörnern auch noch geringe Mengen von Hellglimmerplättchen. Dieser sehr weisse Edelspltt wird im Straßenbau als abstrahlender Aufhellungsstein für Asphalt verwendet, damit sich dieser nicht so aufheizt und die Erde noch mehr erwärmt. Generell ist ein Steinbruch mit seinen verschiedenen Arbeitsschritten der Gewinnung von Bohren, Sprengen, Laden bis zum Transportieren, keine Umweltverwüstung, denn am Ende wird jeder Abbauabschnitt wieder aufgeforstet und hinterlässt weniger Schäden als ein Sturm.
Hier wird was bewegt. Das ganze Jahr: 350 Tonnen pro Stunde, 1 Million Tonnen pro Jahr. Ein paar Kilo davon habe ich die Tage auf dem Führersitz des dinosaurierartigen Baggers mitbewegt … :
Doch außerhalb dieses Steinbruchs wird Sand knapp und es gibt ihn nicht mehr wie Sand am Meer – dazu führten sowohl der globale Bauboom als auch notwendige Küstenschutzmaßnahmen. Sand ist als scheinbar allgegenwärtiger Rohstoff zwar im Recyclingkreislauf, aber entgegen der 70er Jahre Brutalismus Bauten die gerade massenhaft abgerissen werden – Ashes to Ashes / Beton zu Beton – sind Gebäude seit den 90ern wegen ihrer vielen künstlichen Verbundwerkstoffe nicht mehr voll und ganz wiederverwendbar.