45° 26′ nördliche Breite, 12° 19′ östliche Länge
Gestern morgen nahm ich ein Bad. Nein – nicht in der Lagune von Venedig oder präziser im canale della Giudecca, sondern in Schönheit. Bellezza!
Und zwar direkt vor meiner Haustür – rechts auf Photo oben im Stucky Molino Komplex wohne ich, links im Oficine 800 ist aktuell eine Ausstellung über The Prince of Goldsmiths: Buccellati. In der Mitte ist Fortuny – noch so ein verborgener Schatz am unbekannteren Ufer der Serenissima. Die einstigen Entwürfe der Seidentuchfabrik waren hauchzart und changierten im Licht. Sie umleuchteten den Körper ihrer Trägerinnen wie Blattgold. In „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ schwärmte Marcel Proust von Fortunys Kleidern.
So wie ich von den Kreationen Buccellatis. Außergewöhnliche Handwerkstechniken wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Um es mit Thomas Morus zu sagen: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“ – in diesem Falle der Silber schmelzenden.
Besonders angetan hat es mir als Liebhaberin der Meere – vielleicht sollte ich meinen Blog in MAREPHILIA umbenennen? – der Saal mit der vitalen Vielfalt der Natur als inspirierende Muse: Wonders of the Sea – ein silbernes Buccellati-Universum.
Ein Wimmelbild aus Krabben mit Korallenaugen, Hummern mit länglichen Fühlern, Kraken die an faltigen Muscheln kleben, als barocker Tafelaufsatz für ausgelassene Tischgespräche voller Esprit.
Ein Universum aus gewundenen Muscheln, in verschiedenen Formen und Größen, darunter die Murex Ramosus, Nautilus Pompilius und Melo Diadema, die den Zauber der Unterwasserwelt heraufbeschwören.
Die schaumgeborenen Meerespretiosen mit ihren geheimnisvollen Silhouetten gelten als Symbol für Wohlstand, Wiedergeburt und Fruchtbarkeit.
Ihr künstlerischer Ursprung liegt in den Tiefen der Meere. Seven Silver Seas.
„Die Herstellung von Silber ist wie das Kneten von Brot – je mehr man daran arbeitet, desto vortrefflicher wird es.“ Mario Buccellati
Beim Photographieren des glänzenden Prunkgeschirrs sehe ich nicht nur mein Spiegelbild, sondern auch die gegenüber liegende Installation: Wonders of the Earth.
Etwas weniger abstrakt als die Wasserwesen, aber ebenso von erlesener Schmiedekunst.
In dichtem „Grün“ verstecken sich borstig-behaarte oder gefiederte Tiere, geprägte Blätter, Blütenknospen, saftige Früchte.
Im nächsten Saal ward es Licht. Ich bestaune zeitlose Meisterwerke der Juwelierskunst in einem Tempel der Schönheit, Kreativität und des Savoir-faire. Gerne würde ich einige davon tragen…Collecting Beauty.
Nach so viel Schönheit musste ich später am Tag noch ein erfrischendes Meerbad am weitläufigen Strand des Hotel des Bains am Lido di Venezia nehmen.
Ich sehe geradezu noch Gustav Aschenbach im Strandkorb sitzend, in der Sommerhitze den lasziven Knaben Tadzio beobachtend. Prince of his heart. Vollkommen schön.
La grande bellazza. Alla prosperità, alla rinascita e alla fertilità.