8°37′ südliche Breite, 115°5′ östliche Länge
When (travel)dreams come true…Einige erinnern sich vielleicht noch an meinem Blog vom 28.03.2021 über Nyepi, den „Tag der Stille“ welcher auch mit so einem Tempeltor begann, durch welches ich jetzt in Pura Tanah Lot durchgegangen bin. Wie beamen – nur etwas langsamer…
Die ungewöhnliche Form der balinesischen Tempeltore (Candi Bentar) geht auf eine Legende zurück: Als der Berg Mahameru, Sitz aller hinduistischen Götter, nach Bali transportiert wurde, fiel er in zwei Teile, aus denen die Berge Gunung Agung und Batur entstanden. Das gespaltene gen Himmel geöffnete Tor symbolisiert diese beiden Hälften. Die Berge sind heilig, denn dort wohnen Götter sowie die Geister der Ahnen. Das Meer hingegen ist Lebensraum der bösen Geister und Dämonen.
Typisch sind auch die grimmig dreinschauenden Wächter auf beiden Seiten des Ein- und Ausgangs. Meist sehr hässlich mit massigem Kopf, runden, hervorquellenden Augen und gefletschtem Mund wehren die goldverzierten steinernen Dämonen negative Einflüsse ab.
Sie sitzen auf ornamentalen mit schwarz-weißem Karo dekorierten Sockeln. Saput Poleng „Decke in zwei Tönen“ heißt dieses Muster. Es symbolisiert den Dualismus allen Seins – Tag und Nacht, die Lebenden und die Toten, das Sichtbare und das Unsichtbare: Yin und Yang. Ein schwarz-weißes Band der Transzendenz.
Als weitere Absicherung gegen das Böse gibt es neben den Dämonenfratzen noch eine schützende Steinmauer hinter dem Tor. An dieser sollen Geister und Dämonen (soweit bis dahin nicht schon verschreckt) abprallen, da sie sich nach balinesischem Glauben nicht um die Ecke bewegen können.
Ich kann das und blicke vom mittleren Hof auf die den Pura (Tempel) Tanah Lot – „Land inmitten des Meeres“ tragende kleine Felseninsel direkt an der Küste des indischen Ozeans.
Vom dunklen Sandstrand aus erreicht man die Tempelinsel nach einigen Schritten über die rundgewaschenen Steine, allerdings nur bei Ebbe.
Nach einem kurzen Aufstieg gelange ich auf einem felsigen Pfad zum inneren Hof (jeroan), dessen Zugang den Göttern und Gläubigen vorbehalten ist und dank unserem local Gastgeber auch uns. Hier reihen sich fünf mehrstöckige in den Himmel ragende Pagoden auf die den Götterberg Meru repräsentieren.
Wir zelebrierten mit den Tempelpriestern ein Puja Ritual für Baruna – den Gott des Meeres. Auf dem Puja-Teller lagen Reis und Blüten als Opfergaben für die Götter; die weißen waren für die Sonne. Eine blieb übrig – die durfte ich mir ins Haar stecken: Let the sun shine!
Der Tempel wird dem javanischen Hindupriester Danghyang Nirartha zugeschrieben. Er lebte auf Java und flüchtete wie viele Hindus und Buddhisten am Ende des 15.Jh vor dem sich ausbreitenden Islam nach Bali. Eines Tages sah er dort ein Licht von der Westküste her aufsteigen. Als er sich diesem Licht näherte, bemerkte er eine kleine, wenige Meter von der Küste entfernte, felsige Insel. Er blieb dort, meditierte und im Laufe der Zeit sammelten sich Schüler um ihn und meditierten ebenfalls. So entstand Tanah Lot.
Indonesien ist heute zum größten Teil muslimisch, außer Bali, hier herrscht noch zu 95% der Hinduismus, der im 8. und 9. Jh aus Indien kam und heute eine sehr lebensfrohe Mischung aus Buddhismus und Animismus der Ur-Inselbewohner mit Glauben an die magischen Kräfte der Natur bildet.
Der Tempel ist Teil einer »Kette« aus sieben verschiedenen Meerestempeln die sich alle an der Südwestküste Balis befinden. Sie sollen gemeinsam die aus dem Meer kommenden Dämonen abwehren: Waterwall.
Auf dem Rückweg schaue ich noch in die an den Klippen des Festlandes gelegene Ular Suci Höhle. Dort befinden sich heilige Schlangen, die man gegen eine kleine Spende anfassen darf. Huuahhh – berühre sie mit der Fingerspitze meiner rechten Hand. Angeblich sollen die hochgiftigen Schlangen noch nie gebissen haben…
Ganz gecharged kommen wir nach einigen Stunden aus Tanah Lot hinaus.
Fahren weiter westwärts ins LOST.