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27°65′ nördliche Breite, 17°40′ westliche Länge 

Mein Insel hiphop endete heute vor über einem Monat auf El Hierro – der kleinsten, jüngsten, aber um so feurigsten, da vulkanreichsten Insel des Archipels. Die Zeit scheint auf ihr stehengeblieben zu sein, man nennt sie auch die Vergessene. Es leben dort mehr Schafe als Einwohner und mit deren Herden, grünen Auenland Hügeln und trockenen Steinwällen erinnert sie eher an Schottland als an eine Insel in der Nähe von Afrika.

Es wird Zeit das ich Cesar Manrique, den kanarischen Architekten spektakulärer Miradors (Aussichtspunkte) würdigend erwähne. In seinen Bauwerken, wie auch hier im Mirador de La Pena verschmelzen Architektur und Natur zu einem transitorischen Raum: Lavaarchitektur. Keines seiner Gebäude sollte höher als eine Palme sein, ein Vorsatz, an den er sich gehalten hat. In La Peña, schuf Manrique einen Komplex aus Natursteinmauerwerk über verschiedene Ebenen mit grossen Fensterfronten, direkt über einem Steilabfall, die mir einen traumhaften Panoramablick über das El Golfo Tal und die Roques de Salmor boten.

Dort liegt auf dem rechten Felsvorsprung unten, kaum zu erkennen, eines der kleinsten Herbergen der Welt – das Hotelito Puntagrande.

Ohne lange Sandstrände aber mit Mee(h)rblick und wie oft auf der Insel einem in die Vulkanlandschaft eingebetteten Meerschwimmbad. El Hierro gilt mit seinem klaren Wasser auch als Taucherparadies der Kanaren und bietet die Möglichkeit neben Walhaien, Delfinen oder Trompetenfischen zu schwimmen. Next time !

El Hierro liegt am Rand der Kanaren, erreichbar nur über eine dreistündige Fährenfahrt von Teneriffa oder mit dem Propellerflugzeug von La Palma aus. Abgeschieden, unverbaut – noch ist die Natur hier die Hauptsehenswürdigkeit.

Ich wanderte durch einen phantastischen Sabiner Lorbeerwald mit gigantischen Eidechsen, knorrig moosüberwucherten Stämmen und „Hexentanzplätzen“. Nebelschwaden schwebten über der baumlosen Lichtung, wo einst Hexen tanzten, und deswegen bis heute keine Pflanzen mehr wachsen…  

Als die Menschen nicht nur an Hexen glaubten, sondern auch daran das die Erde eine Scheibe sei, schien El Hierro nicht nur am Rande der Kanaren, sondern am westlichsten gelegenen Ende der Welt zu sein. Ein Ort zu dem man segeln konnte, bevor man vom Planet Erde herunterfiel und im All verschwand. Alte Kartenwerke illustrierten diese angsteinflößende Ungewissheit mit dämonischen Seeungeheuern. 

Erstmals um 100 legte ein gelehrter Geograph die insulae fortunatae, das westliche Ende der damals bekannten Welt, als Referenzpunkt für den Nullmeridian fest. Ptolemäus legte ihn um 150 dann noch etwas genauer nach El Hierro oder Ferro: die Isla del Meridiano und schuf damit den bis ins 20. Jh verwendeten Ferro-Meridian. Im April 1634 wurde dieser von einem Gelehrtenkongress aller seefahrenden Nationen bestätigt und gleichzeitig nochmals genauer auf die Westspitze der Insel festgelegt: westlich, westlicher, am westlichsten. 1885 wurde er durch den echten Greenwich-Nullmeridian abgelöst. Heute erinnert nur noch ein Denkmal in der Nähe des Leuchtturms an das ehemalige „Ende der Welt“.

Punta de la Orchilla mit Leuchtturm.

The west is the best – aus The End, Song von Doors

Zögere nie, weit fortzugehen, hinter alle Meere, alle Grenzen, alle Länder, allen Glaubens. Amin Maalouf

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