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50° 6′ 19.181″ nördliche Breite, 8° 40′ 56.734″ östliche Länge

Alles neu macht der Mai – das stimmt auf doppeldeutige Weise dieses Jahr sehr, aber alles grün macht er zum Glück wie bisher. Erfreue mich, am Ende des Lock Downs, einen Waldspaziergang durch heimische Gefilde, sieh das Gute liegt so nah, zum Försterwiesenweiher zu machen. Es ist ein Stillgewässer (und es war wirklich still, da fast keine Flugzeuge in der Luft waren), 1958 künstlich angelegt. Bereits 196X war ich gelegentlich dort und frönte meiner frühkindlichen Liebe zu nebligen Wald und Feuchtgebieten. Damals noch aus einer nahezu amphibischen Perspektive, die Augen knapp über dem Wasserspiegel.

Der Försterwiesenweiher liegt am Rand eines als Fauna-Flora-Habitat ausgewiesenen Oberwald genannten östlichen Teil des Frankfurter Stadtwaldes. „Der Name des Teichs nimmt Bezug auf die östlich angrenzende Försterwiese, ein Flurstück, auf dem der für diesen Teil des Forstes zuständige Förster im 18. Jh. zur Aufbesserung seines Gehalts zwei Kühe halten durfte. Ebenfalls zu diesem Privileg gehörte die Berechtigung zum Heumachen“ (aus: Der Stadtwald – Viel älter als der GrünGürtel).

Das Gewässer ist umgeben von einem feuchten Erlenbruchwald. In der Krautschicht dominieren Sumpfpflanzen, wie Farne und Waldmoose, Bitterschaumkraut in den Quellfluren, und Sumpfdotterblume oder Schwertlilie in lichteren Bereichen. An den Ufern des Sees trifft man auf Rohrammern, Teich- und Sumpfrohrsänger und Wasserrallen, aber auch den Eisvogel und Weidenmeisen. Nein, ich bin keine Ornithologin aber es gibt so was wie Shazam um Vogelstimmen per App zu erkennen. Der Sound des deutschen Waldes scheint sowieso gerade im Trend zu sein. „Ditschey“ Dominik Eulberg, aus dem Westerwald, belauscht Tiere und transkribiert ihre Bewegungen und Geräusche in elektronische Musik. Sein Album „Mannigfaltig“ ist so eine Art Biodiversitätstechno. Biologie Beats. Mit seiner minimalistischen Musik macht er das Kreuchen und Fleuchen im Wald wahrnehmbar. Jeder seiner 12 Tracks mit animalischen Vocals im Downbeat ist einem anderen Tier gewidmet.

Der Mensch braucht die Natur. Die Natur braucht den Menschen aber nicht„, sagt Dominik Eulberg. „Wenn wir so weitermachen, verzocken wir unsere habitable Zone hier auf der Erde. Wir spielen Russisch Roulette mit unserem Klima zum Beispiel – oder auch mit dem Artensterben, was ja auch ein Riesenproblem ist. Denn eine intakte Biodiversität ist eine Art Überlebensversicherung für uns. Das verstehen viele Menschen nicht. Und deswegen ist es so wichtig, die Natur oder die Schönheit der Natur, die Ästhetik der Natur zu transferieren. Damit der Großteil der Menschen, die stumpfen Normopathen sage ich mal, das auch verstehen.

Ein Bruder im Geiste, er ist, wie ich auch, ohne Fernsehen aufgewachsen und Natur war ihm schon als Kind Unterhaltung und Inspirationsquelle. Anyhow – Wald tut gut. Ein Termin bei Doc Wald verleiht innere Ruhe und stärkt das Immunsystem (siehe SHINRIN YOKU Blog vom 17.3.2020).

Damit der heutige Blog noch multisensorischer wird verrate ich euch zu guter Letzt mein Maibowlenrezept: zwei Hände voll süsse Erdbeeren mit einer Flasche leicht moussierendem Weisswein aufgiessen, frisches Maikraut drüber streuen (zur Not geht auch im Supermarkt erhältliches handgemachtes Waldmeistersirup (blassgold nicht grün !) und ziehen lassen. Vor Genuss noch einen Schuss Sprudelwasser dazugiessen. Menge je nach gewünschter Wirkung…

Ein Maitag ist ein kategorischer Imperativ der Freude. Friedrich Hebbel

Waldmeister

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