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54° 57′ nördliche Breite, 8° 19′ östliche Länge

Marine Golf Club, Sylt

Der Links Course des Marine Golf Club Sylt wirkt mit seiner in die Natur hineingegossenen Dünen- und Heidelandschaft wie ein Auenland Screenshot aus Herr der Ringe. Doch statt Hobbits trollen sich hier Golfer: Herr (Dame) der Schläger. Für die 77 meist tiefen „Potbunker“, harte, ondulierte Grüns und imposante Dünen benötigen diese, auf der 80 ha großen winddurchwehten, rauen Anlage, mit welligen Fairways die den Ball unkontrolliert verspringen lassen, den ein oder anderen Schlag mehr als sonst auf manikürten Inlandplätzen. Der Durchschnittsamateur schlägt während seines ca. 4 Stunden währenden Spiels über 18 Löcher etwa 90 Bälle, bei mir sind es noch so viel mehr, das ich gar nicht erst anfange zu zählen…Der tatsächliche Umgang mit dem Ball beansprucht demnach 180 Sekunden oder drei Minuten. Was macht der Golfer in den verbleibenden zweihundertsiebenunddreissig Minuten ? Einen Weg voller Hindernisse meistern, wie im Leben…jeder spielt seinen eigenen Ball, sein eigenes Spiel, sein inner game – der Gegner sind wir selbst.

Marine Golf Club – Potbunker, Sylt

Mit dem Begriff Links werden Golfplätze bezeichnet, die den ursprünglichen Plätzen in Schottland nachempfunden sind, auf denen der Golfsport auch begonnen hat. Diese Plätze befanden sich auf sogenanntem Linksland, meist in den Dünen, welche das Meer mit fruchtbarem Ackerland verbinden (von engl. to link „verbinden“ oder altenglisch hlinc „Hügelland“). Früher mieden sowohl Tiere als auch Bauern diesen, von Wind und See gepeitschten, Streifen Land wegen der salzhaltigen Böden. An einigen Küstenstrichen spielte man dort eben einfach Golf. Die Sandböden sind mit so kargem Gras bewachsen, dass sie im Sommer stark austrocknen und deshalb zu einem harten, herausfordernden Green, werden. Bäume finden sich darauf selten, nur Sträucher wie Ginster oder das in Sylt verbreitete violette Heidekraut.

Einatmen: Rückschwung – Ausatmen: Durchschwung – in Kombination mit dem richtigen Schwunggedanke und mein Ball landet aus der xten Sandkuhle wieder auf dem Green.

Loch 15

1953 entstand der älteste Golfplatz Sylts. Die Briten bauten, auf dem zuvor als Flugplatz genutzten Gelände, den 6-Loch „Royal Air Force Sylt Golf Club“. Nach deren Abzug in den Sechziger Jahren überwucherte das Fliegerhorstgelände nach und nach und geriet in Vergessenheit bis 1979 ein späterer Kapitän zur See als Kommandeur zur Marinefliegerlehrgruppe versetzt wird. Auf seine Initiative hin wird 1980 der Marine-Golf-Club e.V. gegründet.

Blick von der Uwe Düne, Sylt (aus Photocommunity)

Doch Dünen gibt es in Sylt nicht nur auf den Seaside Links, sondern wie Sand am Meer… Die bekannteste ist die Uwe Düne, mit 52,5 m über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung der Insel und im Umkreis von 40 Kilometern von keiner natürlichen Erhebung überragt. Ihre geographische Dominanz übertrifft damit sogar jene der Zugspitze. Geologisch gesehen ist der „Uwenberg“ eine durch Bewuchs zum Stillstand gekommene ehemalige Wanderdüne, wie alle Dünen eine Erzeugnis des offenen Meeres und des Windes. Die Düne liegt 1 km westlich von Kampen und etwa 300 m östlich der Steilküste Rotes Kliff (siehe Blog 24.05.2020). Eine Holztreppe mit 110 Stufen führt seit den 1920er Jahren auf ihren Gipfel mit Panoramablick über Sylt bis weit auf das Meer hinaus, zur dänischen Nordsee-Insel Rømø und zum deutsch-dänischen Festland. Benannt ist die Düne nach dem aus Keitum stammenden Juristen Uwe Jens Lornsen (1793–1838), der mit geradezu anarchistischen Schriften, ein Vorkämpfer für ein unabhängiges, damals noch von der dänischen Krone regiertes, Schleswig-Holstein, wurde. Er hätte bestimmt auch gerne auf dem Linkscourse ein friesisch herbes Match gespielt. Sundowner inklusive.

Rüm Blaze, klaar Kiming – weiter Schlag, klarer Horizont.

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