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114°49′, südliche Breite, 8°25′ östliche Länge

Bevor wir ankamen hatten wir uns auf den kleinen Sträßchen im Landesinneren zunächst verfahren – und waren etwas lost…bis wir ein Tsunami Warnschild gesehen haben, was uns zufälligerweise direkt zum LOST Beach leitete.

Endlich angekommen im LOST, oder? Stehen etwas angetäuscht vor einer bunten Neonwand, die eher an Las Vegas erinnert als an ein Dschungel Hyde away an einem magischen Ort am Ende der Welt.

Doch wir sind richtig, gehen nach herzlicher Begrüßung mit Puja, Duft und Glücksbändchen den stegartigen Walkway entlang um in einem der vier Treehouses im tropischen Mid Century Modern Style unser Domizil für die nächsten Tage aufzuschlagen.

Photo: Robert Rieger

Am 28.03.21 hatte ich im Blog geschrieben: mein festgelegtes Ziel ist: LOST LINDENBERG in Bali. „We have lost ourselves. On a deserted, black lava sand beach, in high, foaming waves, in a deep jungle of palm trees and sweet melancholic thoughts….“ Es ist schön seine Ziele zu erreichen. Natürlich nicht nur die räumlichen…Was sind meine/deine Träume und Ziele für 2023?

LOST in minor 

black velvet lava beach 

dark star sky 

in front home of Burana – sea god 

I touched his poisonous holy snake: waves of bliss 

One night after new moon

(Heute wo ich mich von Sylt aus nach Bali zurückschreibe, wo ich eigentlich das alte Jahr beendet und das Neue begonnen hätte, ist ein Tag nach Vollmond) Moons are changing…Träume auch.

Das Sitzen am schwarz glitzernden Lavastrand um das abendliche bonfire ist Herzstück im LOST, was sich nicht Resort oder noch profaner Hotel nennt sondern: Gästekollektiv.

Alles dreht sich hier um Gemeinschaft, insbesondere auch abends am langen Community Table beim gemeinsamen Dinner mit veganen pan-asiatischen Köstlichkeiten.

Wir führten anregende Gespräche über Max Frisch´s Buch „Fragebogen“. Eine legendäre Sammlung von elf Fragebogen zu existentiellen Themen wie Freundschaft, Heimat, Humor etc., die wir uns auszugsweise stellten: »Halten Sie sich für einen guten Freund? Sind Sie sich selber ein Freund?« 

Das Essen konnte ich leider noch weniger genießen als die Gespräche, da ich mir den legendären Bali Belly zugezogen hatte und mich zurückgezogen die meiste Zeit schweißgebadet in der Horizontalen befand.

»Sind Sie sicher, dass die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, Sie wirklich interessiert? Und wenn ja: warum handeln Sie nicht anders als bisher?» Noch so eine Frage von Max Frisch die ich mir in diesem Paradies in dem der anthropozäne Klimawandel u.a. mit kerusakan fungsi hutan (Entwaldung) seine Spuren hinterlässt, alleine im Schatten des weitläufigen, einsamen Strandes liegend, stelle.

Gelegentlich taucht ein vereinzelter Surfer auf. Ansonsten: me, myself and I.

Der Rest unserer vom Meeresgott Baruna gesegneten Gruppe ist an einem Nachbarstrand surfen. Auch mein Liebster (bin ganz stolz auf ihn, wenn er von white wash (bereits gebrochene Wellen, die durch weiße Schaumkronen erkennbar sind) und den (perfekten) Wellen die er geritten hat. erzählt…wenigstens einer aus der Familie bleibt standhaft).

Ich liege hingegen ganz unsportlich flach, meine einzige Bewegung besteht aus einem Wechsel zwischen Liegestuhl, Couch, Toilette (sehr oft!!!) und einem himmlisch schönen Bett mit leinernem Moskitonetz.

Wo in glühenden Fieberphantasien die bunten Batik-Muster der Singapur Airlines Stewardessen, mit denen ich nach Bali flog, mit der faszinierenden Unterwasserwelt meines gestrigen Tauchganges verschwimmen.

Unterbrochen von intensiven sanft streichenden Bewegungen, die ich während den täglichen tief-entspannenden balinesischen full body Massageritualen spüre. Ich bin berührt.

Wenn ich wieder langsam aus dem, aus alten javanesischen Hölzern gebauten, Gladak Spa fiebernd und tagträumend in den schattigen Palmendschungel hinaustrete fühle ich mich ganz sanft, weich, seltsam entrückt – irgendwie LOST.

„Traurige Tropen“.

Photo: Robert Rieger

„Wir haben uns verloren. An einem verlassenen schwarzen Lavasandstrand, in hohen, schäumenden Wellen, in einem tiefen Dschungel aus Palmen und melancholischen Gedanken“. 

So wird das LOST beschrieben. Punkt. Genau so ist es für mich gewesen.

Nach einer Woche verlassen wir das LOST wieder durch die von Rehberger gestaltete Neon Wall. Ein ziemlich bekannter Künstler aus Frankfurt, die Stadt in die ich mit einem „Koffer“ voll unvergesslicher Eindrücke und immer noch etwas erhöhter Temperatur heute Nacht zurückfliege. „Unsern Eingang segne Gott, – Unsern Ausgang gleichermaßen…(aus Oberuferer Weihnachtsspielen).

LOST and FOUND…

and soft landed.

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