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28°27′ nördliche Breite, 16°64 westliche Länge

Von NASA World Wind – NASA World Wind, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92771

Going West – nach meinen Exkursionen auf den östlichen Kanaren geht es nun zu den westlichen – zunächst zur größten und davon am östlichsten gelegenen Insel: Teneriffa. Entstanden vor etwa zwölf Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität. Etwas jünger ist das Vulkanmassiv im Zentrum der Insel, das in der Mitte von einer 12 mal 17 km großen, sogar aus dem Weltraum sichtbaren Caldera eingenommen wird. Aus ihr erhebt sich der höchste Berg der Kanaren, sowie Spaniens, der 3715 m hohe Pico del Teide.

„Teyde Landschaft“, 1971, Gerhard Richter

Tagsüber steigt meist, wie in einem der Canarian Landscapes von Gerhard Richter sehr atmosphärisch zu sehen, die vom Meer mit Wasserdampf gesättigte Luft am Teidemassiv hinauf. So entsteht in 1000 bis 1500 m Höhe das Wolkenmeer, das den Teide umgebenden Corona forestal Naturpark mit seinen Lorbeer- und Kiefernwäldern, einen feinen Nieselregen spendet. Die „Teyde Landschaft“ hing übrigens als Edition in Kinder- und Jugendtagen über dem Bett meines jetzigen Mannes, bestimmt für den einen oder anderen mystisch-eruptiven Traum sorgend. Irgendwie schöner als ein Batman Poster, oder was sonst so bei Jungs im Kinderzimmer hängt.

Auch für ihn war es gemeinsam mit mir eine Erstbesteigung. Wir hatten Glück, der Berg war nicht nebelverhangen, der Himmel sonnig blau, leicht bewölkt bei recht eisigem Wind.

Der Teide ist der heilige Berg der Guanches (Ureinwohner Teneriffas) und hieß bei Ihnen Echeyde. Nach der Legende wohnte im Inneren des Vulkans der böse Dämon Guayota, der den Sonnengott Magec entführte und ihn dort gefangen hielt. Die Guanchen baten daraufhin ihren obersten Gott Achamán um Hilfe. Ihre Bitte wurde erhört, Guayota verjagt und Magec konnte zurück an den Himmel. Achamán verschloss daraufhin sicherheitshalber den Echeyde mit einem Propf. Meist liegt auf dem Gipfel etwas Schnee und er sieht aus wie ein Zuckerhut.

Auf dem Weg hinauf befinden sich die von Wind und Wetter bizarr geformten vielfarbigen Roques de García. Der markanteste Felsen des Ensembles heißt Roque Cinchado („Steinerner Baum“) oder auch „Finger Gottes“. Vielleicht ein mahnendes Zeichen die erdigen Massen, die Critical Zones unserer geologischen Biosphäre, wie hier im zum Unesco Weltnaturerbe erklären Nationalpark bereits geschehen, besser zu schützen ?! Die Felsformationen sind Reste des ursprünglichen Vulkans und werden von Sedimenten, Laven, Sandstein und verschiedenen Konglomeraten gebildet. Wir sind oberhalb der Baumgrenze, außer Kakteen wachsen hier kaum Pflanzen. Die unendlich wirkende Wüstenlandschaft mit rostrotem Gestein und Geröll lässt mich an die Oberfläche des Mars denken: Red Planet.

Die uralten Feuerberge sind nur schlafende Vulkane, sie können immer noch sehr aktiv sein, was die jüngsten Ausbrüche zwischen dem Teide-Massiv und dem Teno-Gebirge in den Jahren 1706, 1798 und 1909 zeigen.

Das Wahrzeichen der Insel zierte auch den alten 1000 Peseten Schein.

Unweit des Gipfels befindet sich das Observatorio del Teide mit seiner ESA OpticalGround Station. Sie dient der Planeten- und Satellitenbeobachtung sowie der Erprobung von Laser Communication für die Raumfahrt und ist in meinen Augen einer der außerirdischsten Orte der Kanaren.

Isaac Newton schlug in seinem Werk Optics (von 1704) vor, Teleskope auf den höchsten Berggipfeln anzubringen, um über den Wolken den Himmel besser beobachten zu können. 

Sonnenuntergang am Teide © Santiago Urquijo

Nachts ist man im Himmel über dem Teide den Sternen ganz nah und kann 83 der uns bekannten 88 Sternbilder beobachten. 

CanariasWorld.com

Auf dem Mond befinden sich der Mons Pico, der nach dem Pico del Teide benannt ist, die Teneriffa-Berge und ein nach dem Astronomen Piazzi Smyth, der im Jahr 1856 eine astronomische Expedition nach Teneriffa machte, benannter Krater. Die Teneriffa-Berge des Mondes sind ein einzelner Gebirgszug, der sich aus dem Norden des Mare Imbrium, auch Regenmeer genannt, erhebt und sich über ein Gebiet von etwa 110 km erstreckt. Ich habe zwar keinen Mondstaub, aber ein kleines rotes Steinchen als Erinnerung an diesen magischen holy mountain in meine Hosentasche gesteckt. 

Reisende kommen niemals an. A Space Odyssey.

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