39° 57′ nördliche Breite, 3° 12′ östliche Länge
Ola – noch schnell ein Quickie über das Cap de Formentor. Es ist das östliche Ende der Halbinsel Formentor und der nördlichste Punkt der Baleareninsel. Die Mallorquiner nennen die Halbinsel auch El punto de encuentro de los vientos; Treffpunkt der Winde. An diese eindrucksvolle, über Jahrtausende von den elementaren Kräften von Wind und Wasser modellierte Steilküste, bin ich heute an diesem etwas diesigen Tag hin, um mal wieder meiner Lands End, Kaps und Kliffs Obsession zu frönen. Zum Leuchtturm am Ende des Cap führt eine 21 Km kurvenreiche Serpentinenstraße durch eine malerisch dramatisch erhabene Gebirgslandschaft (Vorsicht bei Höhenangst !).
Der Leuchtturm, die Treppen, Mauern und Wege wurden 1892 auf den Felsen gebaut. Als der Dichter Miquel i Llobera, dem die Halbinsel Cap de Formentor gehörte, verstarb wurde sie aufgeteilt und verkauft. 1928 beschloss dann ein gebürtiger Argentinier an der Platja de Formentor – das Hotel Formentor zu bauen und die Einkünfte der Kunst zu stiften. Auf ihn und die Kunst wollte ich vorhin dort einen Kaffee trinken, aber leider ist dieser heutzutage nur den Hausgästen des Royal Hide Away vorbehalten.
Todo aquí me enseñaba poesía.” Miquel i Llobera
Die Winde, die sich am Cap treffen, nannten schon die Ureinwohner die „vier großen Brüder“: Tramuntana (Nord), Ponent (West), Migjorn (Süd) und Llevant (Ost) und ihre „Cousins“: Gregal, Mestral, Llebetx und Xaloc.
Die Winde sind auch Namensgeber der Landschaften und Gebirge, wie zum Beispiel der Unesco Weltkultur Erbe Region der Sierra de Tramuntana die am Cap im Meer versinkt oder der Serres de Llevant, wo ich seit einigen Tagen in einem historischen Herrenhaus wohne, aus dem ich am liebsten gar nicht mehr ausziehen möchte. „Die Mallorquiner benutzen eher die Windrichtungen, wenn sie sich auf der Insel orientieren“, erklärt Joan Barceló, Journalist und ehemaliger Wettermann des balearischen Fernsehens. Das rühre daher, dass auf Mallorca viele Menschen auf dem Meer arbeiten oder … Wassersport ausüben: „Seefahrer orientieren sich immer am Wind.“
Am Cap herrschen meist starke Winde – heute High Noon traf ich hier auf Migjorn, der wild und sanft zugleich über mich strich. Steil abfallende Felsen, 300 Meter tiefer das Meer. An einem Kap auftretende Winde oder Meeresströmungen werden durch ihre Bündelung verstärkt und ändern dabei oft auch ihre Richtung.
Am liebsten wäre ich noch bis zum Sonnenuntergang geblieben, doch da war ich schon nach einer anspruchsvollen 18 Loch Golfrunde in Alcanada, einem der schönsten Plätze Europas, zum Sundowner verabredet. Ganz windstill.