39°7″ nördliche Breite 3°35″östliche Länge
Buenos Dias – 6:57 Uhr Sonnenaufgang über der Levante. Auf nach Arta – im Nordosten, rund 60 km von der Inselhauptstadt Palma entfernt
Mehr als die Hälfte der Ortsfläche wird vom Massís d’Artà eingenommen, dem höchsten Massiv der östlichen Bergketten der Serres de Levant. Artà wurde erstmals im Jahre 1232 unter dem Namen Yartân im Llibre de repartiment de mallorca (Jaume I) erwähnt. Die Herkunft des Namens wird von „Gertan“ abgeleitet, dem arabischen Wort für Garten. Noch viele weitere Ortsnamen stammen auf der Insel aus dem Arabischen; Algaida al-gaida („der Wald“) etc.
Aus römischer oder vorislamischer Zeit ist über das Gebiet von Artà kaum etwas bekannt. Man nimmt jedoch an, dass die alte Festung auf dem Stadthügel ihre Ursprünge vor der islamisch-arabischen Besitzergreifung der Insel hat. Heute umschließt die ehemalige Festungsmauer mit ihren neun Türmen die Wallfahrtskirche des Santuari de Sant Salvador.
Eine Kalvarientreppe verbindet eine am Fuße des Hügels gelegene Kirche mit der barocken Sant Salvador auf dem sogenannten Kalvarienberg. Die im 16 Jh. errichtete Kirche ersetzte die auf dem Gelände einer Moschee im 13 Jh.geweihte alte Gemeindekirche: Heiliger Boden.
Anfang August findet hier immer ein mehrtägiges Fest zu Ehren des Schutzpatron San Salvador statt. Dieses Jahr zeugten nur die bunten Fähnchen über den Straßen von dem Ritual, was sonst seinen Höhepunkt auf dem Place del Conquestidor mit bis zur Morgendämmerung andauernden Tänzen findet. Nach der christlichen Übernahme stieg die Bevölkerungszahl der Stadt vom 16. zum 18. Jh. stark an. Einen Rückschlag brachte der Ausbruch einer Pestepidemie im Jahre 1820. Ich bete zu San Salvador das die Stadt 2020 von der Pandemie verschont bleiben wird.
Bald zieht es mich aber wieder aus Arta in die aride nach Kräutern duftende Sierra Levante mit ihren Kiefernwäldern, steilen Klippen und Schluchten hinaus. Da die Berge nach Nordosten weniger stark zur Küste hin abfallen haben sich dabei an den Mündungen der Sturzbäche einige Sandbuchten gebildet.
In den Bergen dominieren die Olivenbaumkulturen, die an den steilen Abhängen durch Trockenmauerwerk gehalten werden. Diese Landschaft war seit der Besiedlung Mallorcas bewohnt. Davon zeugen u.a die talaiotischen Siedlungen Ses Paisses und Sa Canovas aus der Zeit von 1300 bis 100 v. Chr. Die prähistorische Talayot-Kultur ist durch die zahlreichen Reste der namengebenden Turmbauten, der Talayots, und anderer Bauten in Großsteinbauweise auf den balearischen Inseln bekannt.
Kennzeichnend für alle Bauten dieser Megalithkultur zwischen Bronze- und Eisenzeit ist das Zyklopenmauerwerk, bei dem einfach nur große, unregelmäßig geformte Steinbrocken übereinander geschichtet worden sind.
Das erste Gebäude von Ses Paisses, war ein kreisförmiger Talayot um das herum zahlreiche Wohn- und Kultstätten errichtet worden sind. Die Siedlung ist noch heute von einer 300 Meter langen Mauer umschlossen. Die Zirkaden zirpen und jeden Moment könnte Pan an diesem Kraftort im Wald erscheinen. Montana y mar.
Eigentlich wollte ich immer mal für eine Woche zum Golfspielen auf die Hybriden, aber so unähnlich sieht es hier im Nordosten der Insel gar nicht aus. Nur das es hier Talayots statt keltischer Dolmen gibt, auf den Greens Ziegen statt Schafen umherlaufen und ich mir abends statt eines wärmenden Islay Whiskey einen kühlenden Vino Rossado on the rocks genehmige.
Die Küste von Artà erstreckt sich auf über 25 Kilometer und ist bis heute von Bebauung verschont geblieben.
Aber sogar ein schöner abgelegener Naturstrand kann in diesem besucherarmen Sommer Festtagsfähnchen bunt und distanzfrei sein. Ich höre um mich herum nur spanisch, es ist Ferragosto und die Mallorquiner haben viel Zeit und keine Arbeit.
Der 15. August gilt in Spanien (und Italien) als der heißeste Tag des Sommers (dem kann ich bei 36 Grad im Schatten nicht widersprechen) und ist der „Wendepunkt des Sommers“. Der Feiertag geht auf den ersten römischen Kaiser Augustus zurück. Am 13., 14. und 15. August 29 v. Chr. feierte dieser in Rom nach seinen Siegen einen dreitägigen Triumph für die Eroberung Ägyptens. Die Feiertage waren von da an die „feriae Augusti“. Im Zuge der Christianisierung wurde daraus: Maria Himmelfahrt. In vielen katholischen Regionen sind dazu Lichterprozessionen und Kräuterweihen populär. Dabei werden, was mir eine sich selbst so nennende Inselhexe verriet, bis zu 77 verschiedene Kräuter und Pflanzen gesammelt, zusammengebunden und gesegnet. Einer Legende nach öffneten die Jünger das Grab Mariens und fanden nicht sie, sondern blühende Blumen und Kräuter. Daraus hat sich die Tradition der Kräutersegnung entwickelt.
Bei den Perseiden Sternschnuppenregen, mit seinem Maximum in in der Nacht vom vom 12./13. August, zischen bis zu hundert Sternschnuppen pro Stunde übers Firmament. So viele habe ich zwar nicht gesehen, aber genügend um mir zu wünschen das die Insel kein Risikogebiet wird, sondern das was sie bei den Talayots einst war: ein Garten Eden. Und auf die Natur mit ihrer Schönheit und Heilkraft wieder stärker zu achten. Und und und…