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Nachlese: mein IV. Festspielblogpost – es gab ja einigen kulturellen Nachholbedarf…entführt uns nach China. Na ja, nicht so wirklich, aber hingeträumt schon.

Wir befinden uns im Rotherbaumviertel in Hamburg mit Villen im Tudorstil und Herrenhäusern aus der Vorkriegszeit. Völlig unerwartet steht dort inmitten der Feldbrunnenstraße ein chinesisches Teehaus: der Yu Garden.

Das Ensemble vereint auf stolzen 3.400 Quadratmetern chinesische Architektur und Gartenbaukunst nach Feng Shui. Architektonisches Vorbild war der Yu Garden in Shanghai aus der Ming Dynastie.

Photo: Pauli-Pirat

Ziel des Feng Shui (chin. 風水 / 风水 – „Wind und Wasser“) ist die Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung. Durch eine Feng Shui gerechte Gestaltung sollen „die Geister der Luft und des Wassers geneigt gemacht“ werden, dass sich „verstockte Energien“ nicht in den Räumen festsetzen, das Chi frei fließen kann und topophile, glückliche Räume entstehen können.

Photo: Pauli-Pirat

Traditionelle Elemente um die Pavillons wie Wasser(fall), Brücken, Bäume und Taihu-Steine, bizarr geformte Felsen, sorgen für einen guten Flow. An den Brücken befinden sich nicht nur dekorative Ornamente sondern auch kleine Löwen-Statuen gegen böse Geister.

Der Yu Garden beruht auf der Städtepartnerschaft zwischen Shanghai und Hamburg. 2006 bekam die Hafen-City zum 20 jährigen Jubiläum dieser Verbindung eine Shanghaiallee und als Gegengeschenk an der Rückseite des Museums für Kunst und Kulturen ein Grundstück zur Verfügung. Über die Jahre wurde es leider immer mehr zu einem Lost Place. Seit 2020 erstrahlt das Teehaus wieder im frischen Glanz.

Der Yu Garden empfängt die Besucher mit einem von zwei steinernen Löwen behüteten Eingangstor: Good spirits welcome. Durch den Garten schlängeln sich schmale Wege mit zwei Mosaiken im Boden: das Yin-Yang-Symbol und der Kranich, er symbolisiert Weisheit und ein langes Leben.

Das wünsche ich mir, um noch viele stimmungsvolle Konzertabende (und mehr) erleben zu dürfen.

Schon seit Jahrhunderten übt das alte China mit seiner halbtonlosen pentatonisch exotischen Musik, der kunstvollen Malerei und Schrift, den harmonischen Gärten eine ganz besondere Faszination auf die westliche Welt aus. Die Chinoiserie, eine Kunstrichtung, die sich den chinesischen Stil als Vorbild nahm, fand auch unter den Komponisten großen Anklang. Einige dieser lautmalerischen Klangkaskaden trug die „German Piano Princess“ Lydia Maria Bader im Rahmen des von Haijou Zhang gegründeten International Music Festival hier vor. Darunter Niemanns impressionistische Suite „Alt-China“, Cyril Scott „Lotus Land“ oder mein Lieblingsstück Silver Clouds Chasing the Moon von Wang Jianzhong (*1933):

Klavierstücke mit chinesischen Volksliedern oder Opern waren während der Kulturrevolution die einzige Möglichkeit für chinesische Komponisten, weiterhin für das westliche Klavier komponieren zu dürfen. So entstanden in dieser Zeit viele Werke, die auch heute noch begeistern durch ihre kunstvolle Verbindung von westlichen Kompositionstechniken mit wunderschönen märchenhaften Melodien aus dem Reich der Mitte.

In der traditionellen chinesischen Musik Yue (wörtl. die „erhabene“ oder „edle“) ging es wie im Feng Shui immer auch um die Harmonisierung von Himmel, Mensch und Erde. Durch musikalische Zeremonien sollten die Menschen mit den lichten Kräften des Himmels (Yang) und den dunklen der Erde (Yin) in Übereinstimmung kommen.

Ausklang – mit mir und allem was um mich herum ist im Einklang – unter der roten Laterne mit chinesischem Schnaps und Trinkliedern – wir stoßen mit Haiou an – auf Städtepartnerschaft, Freundschaft und den Konzertabend !

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