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23°39′ nördliche Breite, 53°39′ östliche Länge

Vor den Toren der Metropole Abu Dhabi erstreckt sich 150 km in südlicher Richtung ein eindrucksvolles Wüstengebiet: Rubʿ al-Chali, die größte Sandwüste der Erde. Die fast menschenleere Wüste, auch Empty Quarter genannt, bedeckt das südliche Drittel der Arabischen Halbinsel und erstreckt sich mit einer Fläche von 680.000 km² bis nach Jemen und Oman. Die Wüste besteht weitestgehend aus Sanddünen, die bis zu 300 Meter hoch sein können.

Nach anderthalb Stunden Fahrt durch trostlose Wasteland Peripherie entlang des noch flachen staubigen Wegesrandes werden Palmoasen sichtbar.

Sie gehen bald in die ersten Dünen über, die ich aus der klimatisierten Limo aus aufnehme.

In der Ferne ist mein Ziel im Abendrot schon sichtbar: Qasr Al Sarab.

Umgeben von emporragenden Dünen ähnelt es einer alten arabischen Festungsstadt. Gleich öffnet sich Simsalabim das Tor zum Tausendundeine Nacht Palast.

Wir werden schon erwartet: Salam aleikum! Kühlende Tücher und frische Dattelmilch werden zum Empfang gereicht.

Die märchenhafte Desert Resort Oase war 2019 Base für die Dreharbeiten zum Science-Fiction Film Dune.

Hauptsächliche Orte der Handlung sind Planeten. Der wichtigste ist „Arrakis“, auch „Dune“ genannt: das Empty Quarter. Im Wüstenplanet Arrakis wird das halluzinogene Spice gewonnen. Die Eigenschaften des Spice erlauben es, die Zukunft vorherzusehen. Dies wird von den Navigatoren genutzt, um die Raumschiffe, mit denen sich die Menschheit zwischen den bewohnbaren Planeten bewegt, zu steuern.

Ausschnitt aus Dune

Da die Wüste von gewaltigen „Sandwürmern“ durchstreift wird, finden sich die menschlichen Siedlungen nur auf felsigem Untergrund. Oder sie sind wie „Arrakis City“ durch einen Schildwall aus Bergen umschlossen. Verstreut in der Wüste finden sich „Sietchs“, Siedlungen der einheimischen Stämme der „Fremen“. Durch menschliche Eingriffe wird Arrakis im Verlauf des Films zu einer Welt mit Wäldern und Ozeanen terraformiert, dann erneut zu einer Wüstenwelt und schließlich unbewohnbar.

Jetzt wäre es kein geeigneter Drehort mehr, weil es im vergangenen Jahr einmal geregnet hat und es zwischen den Dünen zu „grün“ geworden ist. Wüstenpflanzen „atmen“ Wasser aus Luft und speichern es in salzhaltigen Blasen. Fischartige Amphibien schwimmen durch den Sand, eine Gazelle springt an uns, schneller als ich den Auslöser rücken kann, vorbei. Die Wüste lebt!

In der sich ständig verändernden Weite der Wüste, die in der goldgestreiften Morgendämmerung genauso schön ist wie in sternenklaren Nächten, wandert der feine goldrote Sand (das Rot kommt vom Eisenoxid) mit dem Wind und formt, so weit das Auge reicht, Hunderte von Metern hohe Dünen.

„Die Wüste wächst: weh dem, der Wüsten birgt!“ aus Nietzsches Dionysos Dithyramben

Ich stehe auf einer Düne im Sonnenaufgang, spüre meine Füße im Sand, atme ganz tief durch.

„Es war sehr still, mit der Ruhe, die wir aus unserer Welt vertrieben haben.“ Noch heute spüre ich in der magischen Rub’ al Chali dieselbe meditative Stille wie vom Entdecker Sir Wilfred Thesiger in den 40er-Jahren beschrieben.

Weniger still ist es hingegen beim Dune-Bashing. An besonders hohen Sanddünen versuchen sich vor allem Männer mit ihren leistungsstarken Geländewagen als Rallyefahrer – eine sehr maskuline Art die Wüste zu erfahren.

Tel Moreeb, „furchteinflößender Berg“ ist mit über 300 Metern die höchste Düne in der Rub al-Chali. Sie hat einen sehr steilen Anstieg von stolzen 50 Grad, ein Traum für Fans des wüstenspezifischen Motorsports. Für mich war es eher ein Albtraum, obwohl ich nur einen Softride gebucht hatte.

Zu Beginn der Tour ließ der Fahrer Luft aus den Reifen raus, um einen Niederdruck wie bei den Fussballen der Kamele zu erzeugen.

Ich bevorzuge definitiv mein hellfelliges, langwimpriges Kamel als Fortbewegungsmittel. Das Wüstenschiff schaukelt mich sanft durchs Dünenmeer; ich komme in eine Art Trance, der laue Wind streichelt meine gebräunte Haut, reite dahin ohne Zukunft, ohne Erinnerungen. Das Glück der Erde liegt für mich wohl eher auf dem Rücken der Kamele, als auf dem der Pferde…oder gar der Jeeps.

Kamelkarawanen sind noch immer die schönste und natürlichste Weise die Wüste kennen zu lernen. Es ist eine Reise in eine imaginäre nomadische Vergangenheit des alten Arabiens, denn es gibt leider keine Karawanen mehr. Ich versuche mir vorzustellen wie es gewesen sein muss wochenlang durch die Wüste zu reiten, die Nase des Kamels nach Wasser suchen zu lassen. Als einer der ersten Europäer hat Thesiger zwischen 1947 und 1950 die Rub al-Chali durchquert, ständig bedroht von Wassermangel und Stammesfehden. Er lebte mit den Beduinen und ahnte den Untergang ihrer traditionellen Kultur, der Nomadenkarawanen und Falkenjagd.

„Die Wüste wächst: weh dem, der Wüsten birgt!“ aus Nietzsches Dionysos Dithyramben

Wir tragen die Gestirne auf den Händen in dieser Vollmondnacht im November 2021: Magic of Arabia.

2022 erhielt Dune zehn Oscar Nominierungen, darunter als bester Film. Schauen wir mal…heute nacht um 02.00 beginnt die Verleihung.

Die Sonne wird zu einem feuerroten kleinen Kreis und verschwindet in der unendlichen Ferne. Mir scheint als würde „Spice“ in der lichten leichten Paradiesesluft schweben: „Die Wüste ist mein Weg„. Paul Atreides, Hauptdarsteller aus Dune.

Meiner auch. Egal ob aus Sand, Schnee, Eis oder gar Sandschnee, der diese Tage mit dem Wind aus den warmen Wüsten Afrikas kam und die Alpen gelb leuchten lässt…I love it !

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