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50°18′ nördliche Breite, 8°51′ östliche Länge 

Bereits wenn sich das schwere Eisentor zur Auffahrt durch den weitläufigen Park öffnet bin ich aufs Neue verzaubert von diesem (Dreh-)Ort. Über dem Hauptportal des 5-Sterne Hotels steht »Friderici Memoriae«: Zum Andenken an Friedrich. Victoria Kaiserin Friedrich, Königin von Preußen, fand nach dem frühen Tod ihres Mannes, des „99-Tage-Kaisers“ Friedrich III., hier im Taunus ein Country Home. Seit 1954 befindet sich darin das Schlosshotel Kronberg. Wo einst Kaiser und Könige zu Gast waren, ist der Gast heute KönigIn.

Schloss Friedrichshof wurde von 1889 bis 1893/94 als Witwensitz für Victoria, außer Kaiserin auch englische Prinzessin, älteste Tochter der Königin Victoria, im Tudorstil errichtet. Ganz ähnlich wie der ehrwürdige englische Landsitz Sandringham House, einer der Haupthandlungsorte von Spencer, einem Hollywood Kinofilm über Lady Di, dessen Drehort 2021 hauptsächlich hier im Schloß war.

Spaziere durch den tiefverschneiten Schlosspark und kann mich winterlich-weihnachtlich eingestimmt gut in die Szenen versetzen.

Besonders dramatische und emotionale Szenen spielen im „Roten Salon“, wo Prinzessin Diana (1991) zu spät bei den Weihnachtsferien der königlichen Familie im Sandringham House, dem Landsitz der Queen, erscheint. Sie fühlt sich in ihrer Princess of Wales Rolle sichtlich unwohl und würgt das zuvor bei einem förmlichen Bankett eingenommene elf-gängige Dinner wieder in der Toilette heraus…Drama Queen. 

Traditionell bewohnen die britischen Royals das Anwesen auch heute noch von Weihnachten bis Ende Januar und verbringen ihre Zeit unter anderem mit der Vogeljagd. Eduard VII. liebte die Jagd so sehr, dass er alle Uhren eine halbe Stunde vor der Greenwich Mean Time richten ließ, um mehr Zeit für sein Hobby zu haben. Diese Tradition der Sandringham Time wurde bis 1936 aufrechterhalten.

Das ist genauso aus der Zeit gefallen, wie das gesamte Schloß mit seinen Brokattapeten, schweren Samtvorhängen, dunklen Holzvertäfelungen, wertvollen Gemälden, Gobelins und überdimensionalen Feuerstellen. Eine Melange aus Elementen der deutschen und italienischen (Neo) Renaissance mit denen der englischen (Neo)Tudor-Gotik sowie hessisch-fränkischem Fachwerk an der Fassade. Ein luxuriöses Historismus Hideaway.

Ob im „Roten Salon“ des Gourmetrestaurant Victoria, einst „Saal der Sammlungen“ oder im grünen Rokoko Salon – die Antiquitäten- und Gemäldesammlung aus dem Privatbesitz der Mutter des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II., vermittelt das authentische Ambiente eines Schlosses aus der Kaiserzeit. Geschichte zum „Anfassen“ – in ganz und gar nicht verstaubten Gemäuern.

Der Grüne – ist der größte Salon des Schlosses und das ehemalige Musikzimmer der Kaiserin, dekoriert im Stil Louis XIV.

Zum Sammeln von Anregungen unternahm ihr in England aufgewachsene Architekt, Hofbaudirektor Ernst Ihne, noch vor Beginn der eigentlichen Friedrichshof-Planungen diverse Studienreisen durch Deutschland und England (u. a. zum Sandringham House in der englischen Grafschaft Norfolk).

Auch die dort abgeschaute hoch-repräsentative Schreittreppe, einschliesslich der für den Dreh aufgehängten original Sandringham Pferdegemälde Replikas (hängen als Erinnerung immer noch und sind damit die einzigen Fakes der Friedrichshofer Gemäldesammlung) war eine der Kulissen in Spencer.

Sie führt zum räumlichen Mittelpunkt der „Englischen Halle“ – Kommunikations- und Verteiler-Zentrum im Herrschaftsflügel. 

Diese in England übliche Aufteilung eines Schlosses bzw. Herrenhauses in Herrschafts- und Wirtschaftsflügel sowie die räumliche Anordnung und Gestaltung einer prächtigen „Englischen Halle“, an die sich auf der linken Schmalseite ein langer Flur anschließt, der zu den weiteren Gesellschaftsräumen des Erdgeschosses führt, lassen sich im Friedrichshof beispielhaft studieren.

Abseits von Hollywood – träumen hier und heute auch ganz „normale“ Menschen ihren Traum, wie die Braut mit „kaiserlicher“ Hochzeitsschleppe – früher ein Statussymbol für Reichtum an deren Länge sich der Adelsrang ablesen lies – auf Photo unten.

Die Saalflucht im Erdgeschoß bietet einen anschaulichen Gang durch die europäische Kunstgeschichte – von der Gotik bis zum Klassizismus (gefrühstückt wurde im gotischen Saal im Osten, diniert in der Renaissance im Westen) – 1 x am Tag durch Europa. Jeder Gegenstand, wie beispielsweise der Gobelin in der Halle, ist ein Code – der Adel konnte ihn lesen.

aus: Twitter

Im Internet kursiert aktuell ein Meme im Stil des Teppich von Bayeux – welche das Zerwürfnis zwischen Princeps William und Princeps Harolds illustriert – dieser ist allerdings nicht nur vom Adel leicht zu dechifffrieren …

Das Schloss mitsamt Inventar, den verschiedenen Kunstsammlungen und schriftlichen Nachlass hinterließ die Kaiserin ihrer jüngsten Tochter, der Landgräfin Margarethe von Hessen mit der Auflage, Schloss Friedrichshof und die Parkanlagen unverändert zu lassen.

Auch die umfangreiche Bibliothek der Kaiserin mit vielen englischen Klassikern, einer großen Auswahl von Büchern über Politik, Wirtschaft und Philosophie, ist weitgehend erhalten. Im Gegensatz zu vielen Bibliophilen hatte sie sich Ihre Bibliothek zum Lesen und und nicht nur Anschauen geschaffen.

Am Hollywood Weekend habe ich nicht nur den Drehort von Spencer besichtigt, sondern auch allerlei Details erfahren wie das hier mit 120 Crew members, 96 Creative design works 378 Stunden gedreht wurde. Fuehlte mich aber nicht wie ein Filmstar for one day sondern eher wie Regisseurin
(m)eines Filmes mit Hauptdarstellerin, die besonders gerne in Parks, Palästen und Hotels dreht: Châteaumania.

„In seiner Art muss man das Schloss als ein einheitliches Kunstwerk ansehen.“ Philipp Landgraf von Hessen

Das Schlosshotel mit seiner aristokratischen Vergangenheit ist by the way nominiert für den EUFCN Location Award. Die Auszeichnung für den schönsten Drehort Europas wird im Rahmen der Berlinale 2023 vergeben.

Nach der Besetzung Kronbergs am 29. März 1945 wurde das Schloss von der US-Armee beschlagnahmt und von General Eisenhower, US-amerikanischer Oberkommandierender in Europa, als Residenz und als Golfplatz (hätte auch eine Auszeichnung verdient) genutzt. Es heißt, dass er im 54 Hektar großen Park unter altehrwürdigen Bäumen, wie der Zarenzeder, auf den noch nicht ganz so wie heute gepflegten englischen Rasen Greens als Erster einen Golfschläger schwang.

Das mache ich gelegentlich auch, besonders liebe ich Loch 14 – mit Blick auf die Schloßterasse. Damit die Bälle statt im Hole nicht im Café der Gäste landen, sind nur SpielerInnen bis Hcp. -36 erwünscht. Das habe ich zwar (noch) nicht, aber wo ein Wille ist, ist meist auch ein Weg…

Zurück zu Eisenhower. Ich war heute Abend bei einer Veranstaltung im gleichnamigen Saal der Goethe-Universität im Querbau 3 des ehemaligen Firmensitzes der I.G. Farben.

„In diesem Raum empfing das Oberhaupt der amerikanischen Streitkräfte Kommandeure und Offiziere verbündeter Streitkräfte, darunter so berühmte Namen wie Charles de Gaulle, Bernhard Montgomery und Georgij Schukow. In dem Saal wurden Verhandlungen über die Einführung der Deutschen Mark sowie über die politische Ausgestaltung Deutschlands geführt. Die Proklamationen für die Gründung der Bundesländer Hessen, Württemberg-Baden und Bayern wurden hier unterzeichnet und Wiesbaden zur neuen Landeshauptstadt Hessens ausgerufen“, sowie ein Parlamentarischer Rat konstituiert und das Grundgesetz der BRD erarbeitet.

Der, auch Pentagon of Europe genannte, denkmalgeschützte Eisenhower Saal mit seinen holzgetäfelten Wänden ist nur selten zugänglich – die Pforten des geschichtsträchtigen Raumes werden nur noch für besondere Anlässe geöffnet. In Schloß Friedrichshof wird hingegen auch heute noch Politik gemacht (die dann in Berlin „verkauft“ wird) – hinter den Türen einer großen Suite finden G2 und G3 Gipfel statt.

Die ehemalige Residenz der Familie Rothschild ist die Urzelle der Flächenentwicklung von Palmengarten, Grüneburgpark – letztendlich IG-Farben Haus, danach Campus Westend und erinnert mit seiner historisierenden Architektursprache wie so viele hochherrschaftliche Villen der Gründerzeit an Schloss Friedrichshof.

Großes Kino:

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