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50°19′ nördliche Breite,11°78′ östliche Länge

Nach gefühlt viel zu langer Zeit knüpfe ich an den Faden meines letzten Posts https://topophilia.world/festspielsommer-ii-der-gruene-huegel-wird-bunt/ an, nicht wieder an den Schickalsfaden, sondern ganz schlicht den Webfaden.

War die Tage in der fränkischen „Textilstadt“ Münchberg in der größten Weberei Europas für Möbel- und Dekorationsstoffe. Bei der Führung durch die fast vollautomatische Produktion lernte ich einige Basics.

Beim Weben, eine der ältesten Textilherstellungstechniken, werden immer mindestens zwei Fadensysteme, die Kette (Kettfaden) und der Schuss (Schussfaden), rechtwinklig verkreuzt.

In endlos langen Regalen lagern die Kettfäden auf ihren Rollen.

Die Kette bildet den Längsfaden.

Diese werden gespannt – erst locker, dann straff –

Die vorgespannten Kettfäden bilden den Träger, in den nacheinander die Schussfäden von einer Webkante zur anderen eingezogen werden. Zig Hundert Meter pro Tag.

https://youtu.be/zObfCelJUWQ

Die Webkanten und Kettfäden verlaufen immer parallel und bilden den Fadenlauf.

Mal in rot, mal in weiss. Die Verwendung gefärbter Kett- und/oder Schussfäden ermöglichen farbige Muster, Buntgewebe.

Hinauf, hinab, kreuz und quer – wie Kette und Schuss – meine Fahrt durch das 18 Meter hohe Warenregal war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Highlight“ meiner Führung. Film ab:

Auch wenn es heute um das zweitälteste Gewerbe der Welt und nicht um Schicksalsfäden ging, liebe ich es grasgrüne, zitronengelbe, feuerrote Fäden, Gedanken zu verflechten.

Und interessante Oberflächen für unsere Architekturprojekte auszuwählen. Die Garne aus der Vescom Stoffkollektion auf obigem Photo sind alle aus recyceltem Plastik. Aus Europa, denn wenn Plastik aus Übersee hier wiederverwertet wird, kommt keine gute CO 2 Bilanz heraus. Statt ashes to ashes cradle to cradle.

Am Ende bin ich doch so eine Art, von Fäden magisch angezogene Norne, essayistisches Journaling erzählend, welches meine Orts-, Handlungs- und Lebensstränge ordnet, trennt und wieder verbindet – „an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit“ irgendwo im WorldWideWeb.

Passend zum weben, flechten, knüpfen was aus dem altenglischen webbian ‘ersinnen, ausdenken’, altnordischen vefja ‘(ein)wickeln’, vefjask ‘hin und her fahren, stammt. 

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