Seite wählen

24°32′ nördliche Breite, 54° 23′ östliche Länge

Photo: Mohamed Somji

Am Ende meines Emirate Trips besuchte ich Abu Dhabi, die Hauptstadt der V.A.E., auf einer flachen Sandinsel im Arabischen Golf gelegen.

Mein Highlight war das Louvre Abu Dhabi. Für das „erste Universalmuseum der arabischen Welt“ entwarf der französische Architekt Jean Nouvel ein neues rundum von blaugrün schimmernden Wasserflächen umgebenes Gebäude auf der Insel Saadiyat.

Es besteht aus 55 weißen Kuben, die eine einzige große Kuppel überspannt. Eine futuristische Oase, inspiriert von den typischen arabischen Medinas mit ihren schmalen verwinkelten, sonnengeschützten Gassen.

Die eingeschossigen Baukörper bilden unterschiedlich große, nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegende, von Wasser umflossene, über steinerne Stege miteinander verbundene Ausstellungsräume. Neuerdings kann ich die 24.000qm große Museumsstadt auch im Kajak paddelnd umrunden und ganz vom Wasser aus erleben.

Mit 180 Metern Durchmesser und 7.500 Tonnen Gewicht ruht die überwölbende Kuppel elegant und schlicht auf lediglich vier Pfeilern. Sie besteht aus einer perforierten Stahlträgerstruktur, auf die oben und unten Layer montiert sind, die zusammen ein geometrisches Ornament aus unzähligen achtstrahligen Sternen bilden.

Durch versetzte Anordnung entsteht ein dichtes blätterartiges Geflecht, das nur wenige Lichtstrahlen ins Innere gelangen lässt. Damit schützt die monumentale Kuppelkonstruktion sowohl die Besucher außen vor der Wüstensonne, als auch innen die wertvollen Exponate vor Hitze. 

Im „Universalmuseum“ gibt es eine Sammlung der größten künstlerischen Leistungen von Ost und West, von Jungsteinzeit bis zur Gegenwart, zu entdecken.

Anciennität und Abstraktion begegnen sich, überall entstehen globale Bildwahlverwandschaften.

Rotorelief n°11-Eclipse total, Marcel Duchamp

Erste Travelogues wurden publiziert, sie erzählten von Reisen in ferne Länder, während Karten und Weltkugeln die Umrisse dieser neuen globalisierten Welt zeichneten. Trennlinien zwischen Kreuz und Koran lösen sich auf, verbinden Ost und West, versöhnen Islam und Christentum auf den von Aby Warburg „Wanderstraßen der Kultur“ genannten Routen.

Virgin and Child, France, Normandy, about 1500 / Callographic panels with Quranicverses, Timurid dynasty Iran or Central Asia, 1300-1400

Der Kunst- und Kulturwissenschaftler hat in den 1920er Jahren einen Mnemosyne Bilderatlas entwickelt, der diese wiederkehrenden visuellen Themen und Muster von der Antike über die Renaissance bis zur Gegenwartskultur nachzeichnet.

Französische (1539 n.Chr.) und ottomanische (1390 n.Chr.) Ritterrüstungen

Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen.“ Navid Kermani

Heute Abend bin ich auf einer flachen Sandinsel, in der Nordsee gelegen – auch hier gibt es kulturelle Wanderstraßen auf die ich jüngst bei der Sylter Wikingerfibel stieß. Doch zu dieser Geschichte, die in überraschend weite Fernen führt, demnächst mehr.

Hat dir dieser Beitrag gefallen?

Dann teile ihn in den sozialen Netzwerken!