Seite wählen

45°43′ nördliche Breite, 12°33′ östliche Länge

Venise! Die schwimmende Stadt…verschwindet im Nebel. Die Zeit schwebt, voller Melancholie und Sehnsucht nach den Schatten der Vergangenheit.

Am fernen Horizonte
Erscheint, wie ein Nebelbild,
Die Stadt mit ihren Thürmen,
In Abenddämmrung gehüllt.

Als ich vom Frisör hinaus komme sehe ich das andere Ufer des Guidecca Kanal kaum mehr. Es hätte mir neben Wasser einen Anblick aus Palästen und Glockentürmen geboten. Flaniere die Promenade entlang nachhause, ob der hohen Luftfeuchtigkeit etwas um mein Hairstyling bangend. Heute Abend gehe ich ins Theato La Fenice – die neue Saison beginnt – Les contes d’Hoffmann. Eine Opera phantastique – ihr vierter Akt spielt in einem Palazzo in Venedig.

Wir werden einen Mann (Hoffmann) in drei Zeiten seines Lebens sehen, mit jeweils einer anderen Liebe, die vielleicht aber immer die gleiche Frau in einer anderen Projektion ist? Ein freier Grenzverkehr zwischen Leben und Phantasie.

Ein feuchter Windzug kräuselt
Die graue (
Anm. d.V. in der Lagune eher die türkise) Wasserbahn;
Mit traurigem Tacte rudert
Der Schiffer in meinem Kahn.

Die Sonne hebt sich noch einmal
Leuchtend vom Boden empor,
Und zeigt mir jene Stelle,
Wo ich das Liebste verlor.
Aus „Schwanengesang“ Franz Schubert, Text „Die Stadt“ Heinrich Heine

Sergio Mattarella – der italienische Staatspräsident besuchte heute auch das Teatro La Fenice, erstrahlt in goldenem Glanz gilt es ganz zu recht als eines der schönsten Opernhäuser der Welt. Er kam nicht wegen des Spielzeitbeginns, sondern wegen des 20 jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung nach Brand und Neubau im Jahr 2003. La Fenice – Phönix – der Sonnenvogel, ein passendes Symbol für Wiedergeburt und Auferstehung aus der Asche.

Als der beliebte 82 jährige Staatsvater seinen Platz in der zweigeschoßigen Mittelloge einnimmt bekommt er Standing Ovations, die Nationalhymne wird gespielt – mein Mann und ich summen mit: Wir sind Italiener…

Die italienische Regierungschefin Meloni hingegen eröffnete die Tage in Rom eine Ausstellung über Tolkien. Uomo, Professore, Autore. Meloni selbst ist seit ihren frühen Jugendtagen eine begeisterte Anhängerin Tolkiens. Genau wie ich…Als ich meinen ersten großen Liebeskummer hatte, flüchtete ich in die Welt von „Herr der Ringe“, vergaß während der Lesestunden fast mein Leid und wurde zur (Schatten)Elfe. Vielleicht sollte sie auch mal wieder darin lesen, um über die Trennung von Ihrem Macho Mann hinwegzukommen und sich in Phantastische Welten zu träumen.

„Venedig erschien mir unglaublich, elfenhaft schön – wie ein Traum vom alten Gondor, oder von Pelargir vor der Ankunft der Schiffe von Numenor.“ Aus Tolkiens Tagebuch, 03.08.1955. Mittelerde kann ich also nicht nur in Neuseeland finden, sondern auch in der Lagune der Serenissima.

Les contes d’Hoffmann ist eine Co-Produktion mit dem Sydney Opera House. Das Bühnenbild wurde mit 34 Booten von „Mittelerde“ nach Venedig transportiert. Das diese trotz Fahrt durch das Krisengebiet des Suezkanals noch rechtzeitig ankamen grenzt an ein Wunder wie Intendant des Fenice, Fortunato Ortombina, bei der Einführung erzählte.

Neuseeland und Australien sind übrigens meine nächsten fernen Reiseziele in 2024. Stay tuned!

Hat dir dieser Beitrag gefallen?

Dann teile ihn in den sozialen Netzwerken!